Symposium „Migration der Pflege – Eine gesellschaftliche Problemanzeige“

am Dienstag, den 31. Januar 2017, von 18.00 bis 21.00 Uhr in der Evangelischen Stadtakademie München (Herzog-Wilhelm-Str. 24, 80331 München)
Lageplan Ev. Stadtakademie

 

PROBLEMSTELLUNG

Moderne Gesellschaften haben ein Problem, die Altenpflege aus eigenen Kräften qualitativ zufriedenstellend zu lösen. Nach wie vor wird ein Großteil der Pflege in Familien geleistet. Es gelingt nicht, professionelle Pflegekräfte in ausreichender Zahl zu gewinnen. Demografie-, Arbeitszeit- und Finanzfragen spielen hier ineinander.

Sowohl Pflegeeinrichtungen als auch Familien greifen daher heute auf Pflegekräfte aus Ost- und Mitteleuropa zurück. Im Bereich der Pflege zuhause sind mit den haushaltsnahen Dienstleistungen informelle Arbeitsverhältnisse entstanden, die den Standards der eigenen Gesellschaft an Arbeitsschutz und Bezahlung nicht entsprechen. Und da die Pflegekräfte nicht mit ihren Familien einwandern, werden Care-Probleme in deren Herkunftsgesellschaften verschoben. Insbesondere für ihre Kinder entstehen dadurch belastende Verhältnisse. Gleichwohl hilft das Einkommen den Familien dort.

Grundsätzliche gesellschaftliche Fragen nach dem Verhältnis von Berufs- und Care-Arbeit tun sich hier auf:

  • Ist es ein Problem, dass moderne Gesellschaften ihre Care-Arbeit nicht mehr aus eigenen Kräften leisten können?
  • Ist die Externalisierung der Care-Aufgaben eine Lösung, die anderen Verhältnissen globaler Arbeitsteilung entspricht oder nicht?
  • Wenn ja, wie müssten die Arbeitsverhältnisse der Pflegemigrant_innen ausgestaltet werden, um den eigenen Standards der aufnehmenden Gesellschaft zu entsprechen?
  • Wie regeln andere Gesellschaften diese Fragen? Ist von ihnen zu lernen?
  • Was bedeutet das Thema für den Stellenwert und die Organisation von Care-Arbeit auf lange Sicht?

Wir laden Sie herzlich ein, diese gesellschaftlich ungelösten Fragen weiter zu denken.

 

PROGRAMM

18 Uhr Eröffnung:
Prof. Dr. Arne Manzeschke, Leiter der Fachstelle für Ethik und Anthropologie im Gesundheitswesen am Institut Technik, Theologie, Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, Vorsitzender des Stiftungsrats

Globale Fürsorgeketten – was ist Care-Gerechtigkeit?
Prof. Dr. Maria Rerrich, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften, Hochschule München

Pflege-Ausbeutung oder gerechte Arbeitsplätze in Privathaushalten?
Prof. Dr. Bernhard Emunds, Volkswirt, Professor für Christliche Gesellschaftsethik und Sozialphilosophie, Leiter des Oswald von Nell-Breuning-Instituts für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik, Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main

Externalisierung von Care-Arbeit – ein Problemindikator?
Prof. Dr. Stephan Lessenich, Lehrstuhl für Soziologie, Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München

Pause

Langzeitperspektiven – Lösungsansätze
Impuls aus dem Publikum und Podiumsdiskussion mit den Referent_innen
Moderation: Sybille Giel, Bayerischer Rundfunk